Ein paar Bilder einer nicht alltäglichen Baumaßnahme. Der Fußgängerweg zum Freisinger Dom wurde mit Steckkieselpflaster neu verlegt. Als Steinmaterial musste der noch brauchbare, über 200-jährige Kies gemischt mit neuem Kies aus der Isar verwendet werden.
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Musterfläche mit Kies ab 30 mm-Straßenbreite 3,30 m-Abstand der Richtschnüre 30 cm |
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Das Steckkieselpflaster liegt zwischen einer Einfassung aus Granitkleinstein 8/10 fünfzeilig und Granit 8/10 neunzeilig (dient als Kofferspur), verlegt auf Beton. Der Kies musste hammerfest in das Betonbett "gesteckt" werden, sodass die Einbautiefe ein vielfaches der Steinbreite betrug. "Auf Fläche" verlegen war aus Gründen der ungenügenden Haltbarkeit strikt zu vermeiden und wurde von der Bauaufsicht kontrolliert.
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Der Hochpunkt des Querprofils ist nur scheinbar "aus der Mitte"-links ist die Kofferspur anteilig mitzurechnen |
Das Steckkieselpflaster sollte rechtwinklig zur Längsachse des Weges gerichtet sein, nicht aber im Sinne der exakten Ausrichtung eines Reihenpflasters (bei Kies ein Sortieraufwand der ohnehin
nicht zu leisten wäre!), ebenso war der Look des Wildpflasters nicht erwünscht.
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Die Ausrichtung des Pflasters ist besonders vor dem Verfugen gut zu erkennen. Die engfugige Verlegung ist nötig, um eine bessere Begehbarkeit zu erhalten. |
Der Sortieraufwand ist ohnedies einer der entscheidenden Faktoren beim Steckkieselpflaster. Die Baufirma musste kontinuierlich mit mindestens 4 Mann, schon in der Kiesgrube, das Steinmaterial entsprechend Form und Größe sortieren. Mit dem gesammelten Material konnte man 2 Pflasterer permanent am Arbeiten halten, wobei zu berücksichtigen war das auf 3 m² verlegte Fläche etwa 1 m² Ausschuß liegen blieb. Die Tagesleistung für 2 Pflasterer betrug +/- 15 m², was auch den hohen Qualitätsansprüchen von Architekt und Stadt geschuldet war.
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(Ausschnitt) lebhaftes Farbenspiel und enge Fugen |
Jeden Tag kurz vor Feierabend wurde die frischverlegte Fläche ausgiebig beregnet um die Bindung des Kies im Bettungsbeton zu begünstigen und um eventuell anhaftenden Zementschleier abzuwaschen.Danach musste sichergestellt werden das die Steckkieselfläche, um Schäden (Setzungen, Löcher, Verschiebungen) zu verhindern , nicht betreten oder begangen werden konnte.
Am letzten Arbeitstag der Woche wurde die gesammte Wochenleistung in einem Zug mit flüssigem Zementmörtel (600 kg Zement pro m³) vergossen.
Beim Abspülen der Pflasterfläche wurden die Fugen leicht ausgewaschen (Schattenfuge) um den einzelnen Kieselstein nicht völlig konturlos im Mörtel zu "versenken". Der lebhfte Charakter der Steckkiesel würde sonst arg zubetoniert werden und das Erscheinungsbild verderben.
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vor dem Verfugen |
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nach dem Verfugen |
Zuguterletzt lässt sich als Fazit dieser außergewöhnlichen Baumaßnahme Folgendes festhalten:
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Steckkiesel von 30mm bis 150 mm |
- die Beschaffenheit (Größe, Form, Farbe) der verwendeten Kiese ist unabdingbar für ein ansehnliches Steckkieselpflaster
- das Sortieren erfordert ein wenig Geschicklichkeit, Ausdauer und Konzentration
- handwerkliches Geschick Hand in Hand mit kunstvoller Ausführung durch die beauftragten Pflasterer ist unbedingt vonnöten,da Steckkiesel kaum mit genormten Natursteinen vergleichbar sind
- harte Zementvermörtelung und starre Bettung sind aus bekannten Gründen nicht die optimale Lösung, Dehnungsfugen bieten keinen ausreichenden Schutz vor ausbrechenden Mörtelfugen. Folge sind Nachflickarbeiten mit unansehnlichen Resultaten.
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Domberg auf Knieen |